Köln, 16.12.2014
Der „Mensch“ gestaltet seine Lebensform:
Seit „Sigmund Freud“ (1856 – 1939) wissen wir angeblich alles über die klassische Psychoanalyse. Wir wissen, wie der Mensch mit seiner Triebhaftigkeit und mit seinem Libido- Verhalten in der sozialen Gesellschaft funktioniert und dass sein Verhalten überwiegend vom Unterbewusstsein gesteuert wird.
Wenn mein Freund „Siggi“, wie ich ihn in meiner ersten therapeutischen Ausbildungszeit süffisant aber respektvoll genannt habe, heute noch leben würde, wäre es sehr wohl eine Frage wert, ob er den größten Teil seiner Theorien und wissenschaftlichen Erkenntnisse dem gesellschaftlichen Veränderungsprozess gezwungenermaßen angepasst hätte, oder ob er sich in seinem Denken und seinen Erkenntnissen über die „Psyche des Menschen“ und seine Verhaltensmotive bestätigt sähe.
Ich persönlich bin der Meinung, dass „Freud“ als Begründer der Psychoanalyse heute mehr denn je seine wissenschaftlichen Erkenntnisse verteidigt und sich und seine Arbeit durch die gesellschaftliche Entwicklung nur bestätigt gesehen hätte.
Wie funktioniert der Mensch und welche Methoden, Faktoren und Strukturen wirken effizient und ökonomisch auf eine im aktuellen gesellschaftlichen System „angepasste“ und persönlich nachhaltig „wirksame“ Verhaltensveränderung hin? Das ist und bleibt die Masterfrage aller Verantwortlichen aus Verwaltung und Politik sowie der Therapeuten, Psychotherapeuten, Sozialberufler, Coaches und Consulter.
Als Kind der Ende 50iger Jahre habe ich in meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung bis hin zu den 70iger Jahren beispielsweise die Homosexualität gesellschaftlich als abnormal und unter dem § 175 STGB als Straftat erfahren. Die 2. Reform dieses Paragraphen in 1973 hatte den Schutz der Menschen unter 18 Jahren gefordert. Erst nach der Wiedervereinigung wurde in 1994 der Paragraph 175 der Homosexualität auch für die alte Bundesrepublik gänzlich aufgehoben.
Die homosexuelle Lebensform wurde von der evangelischen Kirche in Deutschland erst in 2014 als gesellschaftliche Entwicklung ausdrücklich akzeptiert.
Hier zeigt sich deutlich, dass die Persönlichkeitsentwicklung von Menschen auch von deren „Individualität“ abhängig ist. Es ist nicht alleine die Politik, auch nicht mehr die Dogmen der Kirchen, die gesellschaftliche Entwicklungen prägen. Es sind die Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen und ihren existenziellen und berechtigten Ansprüchen nach Wertschätzung, Akzeptanz und Anerkennung. Es sind die Menschen, die eigenverantwortlich und authentisch ihr Leben gestalten wollen. Unsere Gesellschaft ist bunter geworden, das müssen wir lernen zu verstehen und zu vermitteln.
Ihr
Peter Stein