Kommunikation und Politik

Menschen sind von Natur aus „politisch“ veranlagt. Wir interessieren uns außerhalb unseres eigenen Beziehungs- und Familiensystems seit Evolutionsbeginn schon immer für Meinungen und Entscheidungen von außen. Gehen wir auf die Primatenentwicklung zurück, stellen wir fest, dass anfänglich grundsätzlich das systemische Gesetz des Stärkeren galt. Der Vergleich der muskulären Kraft war das gesellschaftlich anerkannte und überzeugende Argument zur gesellschaftlichen Willensbildung. Mit zunehmenden Maße der Evolution und der Zivilisation ist weniger die Muskelkraft sondern mehr die Potenz der geistigen Fähigkeiten zur Willensbildung in der Gesellschaft gefragt.

Im 21. Jahrhundert ist die politische Gestaltung in unserer Gesellschaft mehr auf Intellektualität ausgerichtet als jemals zuvor. Die Basis der Bevölkerung versteht nicht einmal mehr die Worte, die Gedanken und die Zielsetzung der politischen Rivalen untereinander. Hier sind alle Volksvertreter aufgefordert, ihre politische Arbeit so darzustellen, als würde es jedes „8-jährige Kind“ verstehen können. Der politische Unmut in der Bevölkerung und das wachsende politische Desinteresse sind hausgemacht und kommen nicht von ungefähr. Es ist die andauernde fehlende, mangelnde und unverständliche Kommunikation zwischen Politik und Bürger einerseits und den nicht nachvollziehbaren häufigen politischen Wechsel der Positionen, Haltungen und Entscheidungen zu staatsrelevanten Themen andererseits.

Das Phänomen des „Wahlbetruges“ ist in der Bevölkerung zu einem sichtbaren politischen Merkmal geworden. Die zunehmende Politikverdrossenheit der Bürger wird von der Politik zwar gesehen und kritisch benannt, aber keine eigenen Lehren hieraus gezogen. Es besteht aktuell ein deutliches Missverhältnis zwischen Politik und Gesellschaft. Wie ich persönlich die Differenzierung der Politik auf Bundesebene erlebe, gibt es drei Ebenen. Die Ebenen beschreiben die politischen Handlungsfelder unserer Politiker auf den Längen- und Breitengraden unseres Globus. Die Bundespolitiker konzentrieren sich auf Weltpolitik, Europapolitik und Bundespolitik. Die zeitweise andauernde Konzentration auf politisch globale Handlungsfelder außerhalb des eigenen politischen Systems in Deutschland birgt ein hohes Konfliktpotenzial. Die Gesellschaft als System eines Landes, einer Kultur, einer Sprache, einer Herkunft, einer Identifikation braucht und sucht dringend auch den Dialog zur Politik mit eigenen Themen. Wir sind „bunt“, das ist richtig und gut, wir sind „solidarisch“, das ist richtig und gut, wir sind „demokratisch“, das ist besonders richtig und besonders gut!

Die Politik in Deutschland braucht wieder mehr Augenmaß für Entwicklungen und Interessen im eigenen Land. Der „Dialog“ ist die einzige Form der zwischenmenschlichen Kommunikation, die darauf basiert, den anderen verstehen zu wollen. Und genau darum geht es. Die Bürger wollen einfach nur wieder selbst „verstanden“ werden und die Politik ebenso. Das „gegenseitige Verstehen“ ist die Voraussetzung für gemeinsame Veränderungen.

 

Ihr

Peter Stein

This template supports the sidebar's widgets. Add one or use Full Width layout.